Seit den späten Neunzigerjahren haben wir uns daran gewöhnt, dass Rohstoffe immer teurer wurden. Im Einkauf waren Versorgungssicherheit und möglichst langfristige Preissicherung die primären Ziele. Angesichts von weltweiten Inflationsbefürchtungen durch die sehr expansive Geldpolitik von der FED in den USA, der EZB in Europa sowie der seit kurzem unter staatlicher Kontrolle stehenden japanischen Notenbank wird allgemein erwartet, dass Rohstoffe weiter knapp und teuer bleiben. Doch dies könnte ein Irrtum sein.
Zunächst ist außergewöhnlich, dass die Rohstoffe die jüngsten Preissteigerungen auf den Aktienmärkten nicht mitgemacht haben. Traditionell gehen die konjunktursensiblen Rohstoffe und die Aktienmärkte in die gleiche Richtung. Die Underperformance der Rohstoffe ist insofern bemerkenswert und es ist zu analysieren, was dahinter stecken könnte. Dabei hilft zunächst ein kurzer Blick in die Vergangenheit.
Die steigenden Rohstoffpreise seit der Jahrtausendwende waren in allererster Linie ein Ergebnis der steigenden Nachfrage aus den sich schnell entwickelnden Ländern, allem voran China. Man darf für die letzten 12 Jahre von einem durchschnittlichen Nachfrage- und Marktwachstum von rund 10% pro Jahr ausgehen, darin ist die Delle nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA bereits enthalten. Um diese Nachfrage zu befriedigen wurde von den Rohstoffunternehmen im letzten Jahrzehnt aggressiv exploriert und es wurden neue Quellen erschlossen. Gleichzeitig haben die hohen Rohstoffpreise bei der Produktion und beim Recycling zum nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen geführt.
Vor dem Hintergrund des deutlich gestiegenen Angebots bei sich gleichzeitig abflachender Nachfrage aufgrund von Überkapazitäten im chinesischen Immobilienmarkt, sowie einer schwächelnden Konjunktur in Europa, erscheinen Preisspielräume nach oben für die meisten Rohstoffe gering. Diese Situation sollte sich erst ändern, wenn erneut ein starkes Weltwirtschaftswachstum oder Inflationsdruck spürbar wird. Dies ist zumindest kurzfristig nicht abzusehen, daher gehen wir in der nächsten Zeit bei den wesentlichen Industrierohstoffen von stabilen oder leicht nachgebenden Notierungen aus.
Eine zu beachtende Besonderheit für den Einkauf sind die Währungsverschiebungen, die sich aus dem Ende des Rohstoffbooms ergeben könnten. Angesichts der Unsicherheiten bei den großen Währungen, also US-Dollar, Euro und Yen haben in den letzten Jahren Länder mit „Währungssicherung“ durch Rohstoffvorkommen einen stetigen Geldzufluss erhalten. Durch die daraus resultierende Aufwertung Ihrer Währungen haben Länder wie Norwegen, Kanada oder Australien erheblich an industrieller Wettbewerbsfähigkeit verloren. So kostet eine Arbeitsstunde in Norwegen mit 44 Euro derzeit rund 10 Euro mehr als in Deutschland, der Immobilienmarkt von Oslo ist der zweitteuerste weltweit hinter Tokio. Dies sollte mittelfristig korrigiert werden und bietet Risiken und Chancen für die Beschaffung.
Energie: Die Preise für Öl und Gas sollten tendenziell sinken, sofern keine geopolitischen Verwerfungen zu einer Verknappung führen. Die USA werden durch aggressives Fracking vom größten Nachfrager zum Anbieter. Das hochwertigere WTI wurde in den letzten 12 Monaten immer rund 20% niedriger gehandelt als das in Europa gehandelte Brent-Öl. Die Preise sollten sich auf dem niedrigeren Niveau angleichen, bevor langfristig die Preise wegen der Verknappung wieder steigen. Gas hat sich vor einiger Zeit schon vom Öl abgekoppelt, notiert tief im Keller und es gibt wenige Gründe warum sich das ändern sollte. Nur beim Strom werden in Deutschland wegen der Planwirtschaft in diesem Bereich unter dem Strich, also einschließlich Netzkosten, Steuern und Abgaben die Preise weiter steigen.
Industriemetalle: Kupfer, Nickel und Zinn stabil, der Rest eher nachgebend. Zwar zieht die Baukonjunktur in den USA wieder etwas an, doch die Bautätigkeit in Asien lässt nach und ist auch in anderen Teilen der Welt eher rückläufig, vor allem in Südeuropa. Auch von der Industriekonjunktur oder der Autoindustrie sind keine großen Nachfrageimpulse zu erwarten. Kupfer und Zinn wiesen zuletzt noch Angebotsdefizite auf, das sollte sich einpendeln. Bei den anderen Basismetallen sollte sich die Seitabwärtsbewegung der letzten zwei Jahre fortsetzen, lediglich bei Nickel könnte sich der drastische Preisverfall der letzten Jahre als übertrieben herausstellen.
Edelmetalle: Tendenziell aufwärts. Zwar stehen prominente Großinvestoren und Hedgefonds beim Gold momentan auf der Verkäuferseite, doch auch die können ja bekanntlich irren und ihre Meinung blitzschnell ändern. Die Notenbanken kaufen jedenfalls wieder Gold und angesichts einer inflationären Nullzinspolitik der Notenbanken ist auch im Fernen und Nahen Osten mit stabiler Nachfrage zu rechnen. Dass Chinesen, Japaner und Saudis ihre Überschüsse weiterhin in Dollar investieren, um das Defizit der USA finanzieren ist äußerst unwahrscheinlich. Also werden sie zumindest einen Teil ihres Cashs in Edelmetallen bunkern. Silber und Platin sollten sich analog zum Gold entwickeln, wobei beim Silber die Ausschläge in beide Richtungen wie immer heftiger ausfallen werden.
Agrarrohstoffe: Unter Schwankungen deutlich aufwärts. Der Bedarf nach Nahrungsmitteln steigt unaufhörlich. Pro Jahr kommen 140 Millionen neue, hungrige Münder dazu. Hinzu kommt die steigende Kaufkraft einer wachsenden Mittelschicht in ehemaligen Entwicklungsländern. Hier wird die Produktion angesichts begrenzter Flächen kaum mithalten können, steigende Preise für Grundnahrungsmittel sind vorprogrammiert. Dabei ist aufgrund von unvorhersehbaren Wetterbedingungen und Anbauentscheidungen für die einzelnen Güter von stark schwankenden Preisen auszugehen, in Summe werden sich Agrarrohstoffe jedoch weiter verteuern.
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